Georges Simenon

Simenons erstaunliche literarische Produktivität (75 Maigret-Romane, 117 weitere Romane und über 150 Erzählungen), seine Rastlosigkeit und seine Umtriebigkeit bestimmten sein Leben: Um einen Roman zu schreiben, brauchte er selten länger als zehn Tage, er bereiste die halbe Welt, war zweimal verheiratet und unterhielt Verhältnisse mit unzähligen Frauen. 1929 schuf er seine bekannteste Figur, die ihn reich und weltberühmt machte: Kommissar Maigret. Aber Simenon war nicht zufrieden, er sehnte sich nach dem »großen« Roman ohne jedes Verbrechen, der die Leser nur durch psychologische Spannung in seinen Bann ziehen sollte. 

Seine Romane ohne Maigret erschienen ab 1931. Sie waren zwar weniger erfolgreich als die Krimis, sind aber literarisch äusserst komplex und vergrößerten sein literarisches Ansehen. Simenon war immer wieder für den Literaturnobelpreis im Gespräch. Von seinen Romanen wurden über 500 Millionen Exemplare verkauft, und sie werden bis heute weltweit gelesen. In seinem Leben wie in seinen Büchern war Simenon immer auf der Suche nach dem, »was bei allen Menschen gleich ist«, was sie in ihrem Innersten ausmacht, und was sich nie ändert.


Anlässlich der ersten deutschsprachigen Gesamtausgabe des erzählerischen Werks, die in Kooperation der Verlage Kampa, Hoffmann und Campe erscheint, beleuchten der Verleger Daniel Kampa und die Literaturwissenschafterin Dr. Pia Reinacher im Gespräch mit Dr. Daniel Weber, dem Weltwoche Herausgeber Literatur & Kunst, das Phänomen Simenon, das bis heute unergründlich ist.

 

Die neue Ausgabe enthält folgende Werke:

  • Non-Maigrets: Die großen Romane von Simenon erscheinen in gebundenen Ausgaben, mit Nachworten versehen, zum Teil neu übersetzt oder in vollständig revidierten Übersetzungen. Viele Romane waren seit Jahrzehnten nicht lieferbar.

  • Maigret: Darauf haben alle Krimi-Fans gewartet: Endlich sind Maigrets Fälle wieder lieferbar. 75 Maigret-Romane und 28 Maigret-Erzählungen erscheinen im Kampa Verlag und später als Taschenbuch im Atlantik Verlag. Sämtliche Maigret-Romane und die besten Erzählungen erscheinen auch als Hörbücher.

Daniel Kampa

Daniel Kampa, geboren 1970, ist Luxemburger und wuchs in Deutschland, Frankreich und Luxemburg auf. Während des Studiums in der Schweiz arbeitete er in einer Buchhandlung in Bern, danach volontierte er in Verlagen und Literaturagenturen in London und New York. 1994 fing er bei Diogenes an, wurde 1997 Assistent des Verlegers Daniel Keel und 2005 in die Geschäftsleitung berufen. Von 2013 bis 2017 war Kampa Verleger von Hoffmann und Campe in Hamburg, bevor er 2018 seinen eigenen Verlag in Zürich gründete. Im ersten Verlagsjahr erschienen unter anderem Bücher von Olga Tokarczuk, die 2019 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, von Louise Penny, deren Gamache-Krimis heute zu den erfolgreichsten Krimiserien im deutschsprachigen Raum gehören, und von Georges Simenon, dessen Gesamtwerk bei Kampa erscheint.

 

Dr. Pia Reinacher

Die Literaturkritikerin und Autorin studierte an der Universität Zürich Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte und promovierte bei Prof. Peter von Matt über Gottfried Keller und Robert Walser. Sie schreibt als Kritikerin u.a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Weltwoche. Als Autorin publizierte sie u.a. «Liebe, Lüge, Libertinage. Eine Expedition zu den Leidenschaften in der zeitgenössischen Literatur» (2008) oder «Kleider, Körper, Künstlichkeit. Wie Schönheit inszeniert wird» (2010). Sie war Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Literaturjurys, u. a. des «Deutschen Buchpreises», des ZDF-Aspekte-Preises oder des «Ingeborg-Bachmann-Preises» in Klagenfurt.

 

Dr. Daniel Weber

Daniel Weber, in Biel geboren und aufgewachsen, studierte Germanistik und Anglistik in Zürich, wo er bei Peter von Matt mit einer Monographie über den Schweizer Schriftsteller Jörg Steiner promovierte. Anschliessend unterrichtete er als Gymnasiallehrer. 1986 wurde er Filmredaktor bei der Neuen Zürcher Zeitung, 1991 wechselte er zum Magazin NZZ-Folio, das er von 1999 bis 2019 leitete. Seit 2020 ist er als Herausgeber verantwortlich für den Kulturteil der Weltwoche.